„THE GLENKEEN VARIATIONS: ARTNATURE/NATUREART“

DIE KÜNSTLER:INNEN DER AUSSTELLUNG

Die Biografien und Arbeiten der Künstler:innen des Artist-in-Residence-Programms in Glenkeen Garden von 2021 bis 2023.

DIE KÜNSTLER:INNEN DER RESIDENCY 1 – HERBST 2021

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Markus Huemer

Markus Huemers künstlerische Praxis bewegt sich zwischen traditioneller Malerei und Medien kunst. Im Mittelpunkt seiner Naturbeobachtungen in Glenkeen Garden, die eine umfangreiche Serie von 22 Gemälden inspirierten, steht die Frage, wie Malerei im digitalen Zeitalter fortgeführt werden kann. In Glenkeen Garden erforschte Huemer die verborgene Welt der Kryptogamen – blütenlose Pflanzen wie Flechten und Farne, die zu den ältesten Lebensformen auf unserem Planeten gehören. Mit Hilfe digitaler Werkzeuge, einer reduzierten Farbpalette, kräftigen Linien und der Einbettung von Pflanzenteilen in einen umfangreicheren Kontext berührt Huemer die uralten Beziehungen zwischen diesen Organismen und ihrer Umwelt.

Erste Präsentation der Arbeit im Rahmen der Ausstellung „The Glenkeen Variations: Composing Landscapes“ im Goethe Institut Dublin, 08.05.—08.06.2024.

Markus Huemer erforscht das Wesen der Malerei im digitalen Zeitalter und das Zusammenspiel von Bildern und ihrer digitalen Manipulation. Huemer studierte an der Kunstakademie Düsseldorf sowie der Kunsthochschule für Medien in Köln und hat eine Professur an der Akademie der Bildenden Künste, Neue Medien I, in Prag inne. Durch die Auseinandersetzung mit der Komplexität digitaler Medien hinterfragt Huemer die Wahrnehmung von Realität im Gegensatz zu visueller Darstellung und fördert einen Dialog über die sich verändernde Art des künstlerischen Ausdrucks im digitalen Zeitalter. Sein Werke sind in internationalen Ausstellung und Sammlungen vertreten.

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Tania Rubio

Während ihres Aufenthalts in Glenkeen Garden tauchte Tania Rubio, Klangkünstlerin und Biomusikforscherin, in die subtilen Klanglandschaften des Gartens ein. Sie fing die natürlichen Geräusche von Regentropfen, sanften Wellen, Vogelstimmen, summenden Insekten, entfernten Rindern und rhythmischen Schlägen improvisierter Perkussionsinstrumente ein.

Ihr Stück „The Language of Water“ (2021) schafft einen zweigeteilten Klangteppich, der ihre Erfahrungen mit verschiedenen irischen Landschaften und die wesentliche Rolle des Wassers bei ihrer Gestaltung widerspiegelt. Es lädt die Zuhörenden auf eine Reise durch imaginäre akustische Umgebungen ein.

Die in der Ausstellung präsentierte elektroakustische Version enthält Field Recordings aus Glenkeen Garden sowie Aufnahmen von einem selbstgebauten Instrument. Die zweite Version für Streich-, Blechbläser- und Schlagzeugensemble mit Elektronik ist von den vielfältigen Wasserläufen inspiriert und ruft Klanglandschaften, Farben und Texturen hervor.

Erste Präsentation der Arbeit im Rahmen der Ausstellung „The Glenkeen Variations: Composing Landscapes“ im Goethe Institut Dublin, 08.05.—08.06.2024.

Tania Rubio ist Komponistin, Forscherin, Klangkünstlerin und Fieldrecorderin mit Schwerpunkt Biomusik. Ihre Arbeit erforscht Umweltgeräusche mit dem Fokus akustische Ökologie, mit besonderem Interesse an der Interaktionzwischen Klangkunst, Biologie und Ethnologie aus umweltkritischer Perspektive. Ihre künstlerische Arbeit umfasst vielfältige Konzertformate, Musiktheater, Kammermusik, immersive Mehrkanal-Klanginstallationen und Hybridformate. Sie ist Doktorantin an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz, Österreich.

DIE KÜNSTLER:INNEN DER RESIDENCY 2 – FRÜHLING 2022

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Moritz Fehr

In seiner eindrucksvollen Videoarbeit befasst sich der Künstler, Forscher und Komponist Moritz Fehr mit dem sogenannten Pflanzenstress – ein Begriff aus dem wissenschaftlichen Diskurs, der ungünstige Bedingungen oder den Einfluss von Substanzen bezeichnet, die den Stoffwechsel und das Wachstum von Pflanzen stören. Denn Gegenpart ist in diesem Fall die übermäßige UV-Strahlung, ein weit verbreiteter Faktor der Umweltverschmutzung. Ausschließlich im ultravioletten Lichtspektrum gefilmt, zeigt Fehrs Arbeit den Akt des Auftragens von Sonnenschutzmitteln mit LSF 50 auf verschiedene Pflanzen. Dadurch entsteht ein eigenartiger, schwarz schimmernder Schutzschild gegen die unerbittliche Wirkung der UV-Strahlen auf die Flora, der auch den Effekt hat, das Bild selbst langsam verschwinden zu lassen. Diese Begegnung erzählt nuanciert von den Auswirkungen des menschlichen Einflusses auf die natürliche Welt.

Erste Präsentation der Arbeit im Rahmen der Ausstellung „The Glenkeen Variations: Disquieting Frequencies“ im Goethe Institut Dublin, 07.03.—06.04.2024.

Moritz Fehr ist ein in Berlin lebender Künstler, Forscher und Komponist, der die Konstellationen von Objektivität und Emotion, Technologie und Natur sowie sychologische Aspekte des Hörens und Sehens erforscht. Seine Arbeiten, die Klang und bewegte Bilder umfassen, sind oft ortsspezifische Installationen. Fehr studierte an der Bauhaus-Universität Weimar und an der Tokyo National University of the Arts. Ebenfalls in Weimar promovierte er in Bildender Kunst. Seine Projekte wurden weltweit ausgestellt, unter anderem im Isabella Stewart Gardner Museum (Boston) und im Kunstverein Hildesheim.

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Carolin Liebl & Nikolas Schmid-Pfähler

Wie verendet Plastik? Tief in den Komposthaufen von Glenkeen Garden betrieben Carolin Liebl und Nikolas Schmid-Pfähler Pionierarbeit bei der künstlerischen Erforschung der Kunststoffalterung. Inmitten von natürlich erhitzten Pflanzenabfällen untersuchten sie die biologische Abbaubarkeit spezifischer Kunststoffe in dem Bestreben, die erforschten Transformationen visuell darzustellen. Durch das Erstellen einer Art indexikalischer Fotografie von Zersetzungsprozessen, bilden Liebl und Schmid-Pfähler Prozesse von Mikronarrativen ab; Landkarten, die die verborgenen und doch lebendigen Welten von Zerfall und Fäulnis ebenso offenbaren wie die Diskrepanz zwischen ökologischem Versprechen und tatsächlichem Verfall.

Weitere Präsentation der Arbeit vom 08.11.—07.12.2024 im Rahmen der Ausstellung „The Glenkeen Variations: With or Without You“ im Goethe Institut Dublin.

Carolin Liebl und Nikolas Schmid-Pfähler erzeugen in Zusammenarbeit mit skurrilen Robotern seltsame Plastikskulpturen. Mit diesen und anderen skulpturalen und installativen Werken untersucht das Duo die Verflechtung von natürlich und künstlich, menschlich und nichtmenschlich, Material und Ideologie. Beide sind Absolvent:innen der Hochschule für Gestaltung in Offenbach, wo sie 2019 den interdisziplinären Kunstraum Atelier Wäscherei gründeten und diesen seitdem künstlerisch leiten. Ihre Werke sind in aktuellen Sammlungen vertreten wie dem ZKM in Karlsruhe und dem WRO Art Center in Wroclaw, Polen. 2022 erschien ihre Monografie hello world (Distanz Verlag Berlin).

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Marcus Maeder

Marcus Maeder arbeitet als Künstler, Forscher und Komponist elektronischer Musik. Sein umfangreiches Projekt „Imeall an Chosta“ (Irisch für: Küstenlinie), das er in den letzten zwei Jahren in Glenkeen entwickelt hat, untersucht die Auswirkungen des Klimawandels in der Roaringwater Bay und konzentriert sich dabei auf die Artenvielfalt in der aquatischen und terrestrischen Umwelt. Mit Hilfe akustischer Methoden platzierte Maeder automatische Audiorekorder und Sensoren in den Übergangsbereichen zwischen Wasser und Land, um die lokale Geräuschkulisse in der Luft, unter Wasser und im Boden zu erfassen. Die Aufnahmen geben Aufschluss über die zeitliche und räumliche Dynamik der Artenvielfalt und des sich abschwächenden Golfstroms (Atlantic Meridional Overturning Circulation). Durch die Kombination von wissenschaftlicher und künstlerischer Forschung bietet „Imeall an Chosta“ neue Einblicke in den ökologischen Wandel an der irischen Küste.

Erste Präsentation der Arbeit im Rahmen der Ausstellung „The Glenkeen Variations: Disquieting Frequencies“ im Goethe Institut Dublin, 07.03.—06.04.2024.

Marcus Maeder ist ein in Berlin lebender Künstler, Forscher und Komponist mit Schwerpunkt auf elektronischer Musik. Er hat Abschlüsse in Bildender Kunst, Philosophie und promovierte in Umweltsystemwissenschaften an der ETH Zürich. Seit 2005 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Computermusik und Tontechnik (ICST) der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK. In seiner Forschung beschäftigt sich Maeder mit ökoakustischen Untersuchungen von Gebieten, Lebensgemeinschaften und Organismen unter dem Einfluss des Klimawandels und anderer Umweltprobleme.

DIE KÜNSTLER:INNEN DER RESIDENCY 3 – HERBST 2022

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Christina Chiranagnostaki & Konstanza Kapsali

Die in Athen lebenden Künstlerinnen Christiana Chiranagnostaki und Konstanza Kapsali fühlten sich während ihres Aufenthalts in West Cork von den scheinbar urtümlichen Trockenstein-Strukturen inspiriert, welche die Landschaft durchziehen. Ausgehend von der traditionellen Betrachtung dieser Strukturen als bloße Begrenzungen, entdeckten die Künstlerinnen eine komplexe Beziehung zwischen den Mauern und ihrer Umgebung, die von den Begriffen Verkörperung, Schutz und Parzellierung gekennzeichnet ist. In Anlehnung an die anthropomorphe Sprache, die von Steinmetzen verwendet wird, etwa indem sie die Wände in weiblicher Form als „sie“ bezeichnen, erforschen die Künstlerinnen die vielfältigen Rollen dieser Strukturen, durch zwei sich ergänzende Videoarbeiten, die aus Material bestehen, das während zahlreicher Reisen durch das Land gemeinsam gefilmt wurde. Von der Schaffung von Lebensraum für verschiedene Arten bis hin zur Verschmelzung von menschlicher Arbeit und natürlichen Elementen präsentieren die Künstlerinnen vielfältige Erzählungen von gegenseitiger Verbundenheit, von Widerstandsfähigkeit, Handwerkskunst und Eigentumsverhältnissen.

Erste Präsentation der Arbeit im Rahmen der Ausstellung „The Glenkeen Variations: Composing Landscapes“ im Goethe Institut Dublin, 08.05.—08.06.2024.

Christiana Cheiranagnostaki ist eine in Athen lebende Filmemacherin, die sich seit vielen Jahren als Produzentin mit gesellschaftlichen Themen wie der syrischen Flüchtlingskrise und der griechischen Finanzkrise beschäftigt. Zu ihren Projekten gehören die Regie des interaktiven Dokumentarfilms The Beggar und der Kurzfilme The Day Humans Left und June Notes. Derzeit arbeitet sie an ihrem ersten Dokumentarfilm in Spielfilmlänge Dear Future, unterstützt vom Greek Film Center und dem Greek Broadcaster (ERT). Kürzlich zeigte sie ihr neues Werk Here Again beim In Situ Realities Eleusis Documentary Festival.

Konstanza Kapsali ist eine in Athen lebende Filmemacherin. Nach Abschluss ihres Geschichts- und Archäologiestudiums erwarb sie einen Master in Heritage Management (NL) und einen MSc in Dokumentarfilm (DE). Ihre Filme wurden auf internationalen Konferenzen und Filmfestivals gezeigt und in Fachzeitschriften diskutiert. Ihr erster Kurzfilm, Girls In Flower, wurde beim 18. Signos da Noite Film Festival in Lissabon mit dem NIGHT AWARD aus ge zeichnet. Sie ist Doktorandin an der LUCA School of Arts (BE) und erhielt von ARTWORKS das Stavros Niarchos Foundation Artist Fellowship (2021).

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Filippa Pettersson & Kristin Reiman

Da sich die Kunststoffressourcen seit den frühen 36.000er Jahren p. o. Z. (postorganischer Zeit) dem Ende zuneigen, beginnt für die Termiten und ihre Allianz mit den Kakerlaken eine neue Ära. Das Königliche Museum für Termitologie zeigt eine Ausstellung, in der die neuesten Entdeckungen in den Bereichen „Bohrscanning, Exkrodruck und Men-schen-Forschung“ vor gestellt werden und die ihre bemerkenswerte Reise zur Wiederbelebung der Produktion synthetischer Polymere und zur Wiedergewinnung ihrer Lebensgrundlage beleuchtet.

Während ihres dreimonatigen Aufenthalts in Glenkeen Garden stellten sich Filippa Pettersson und Kristin Reiman eine post-menschliche Welt vor, in der Termiten lernen, Kunststoffe zu essen und zu verarbeiten. Da es sich um eine nicht erneuerbare Ressource handelt, stellt der schwindende Vorrat an Kunststoffen die größte Sorge für die Termitenzivilisation dar.

Weitere Präsentation der Arbeit vom 08.11.—07.12.2024 im Rahmen der Ausstellung „The Glenkeen Variations: With or Without You“ im Goethe Institut Dublin.

Filippa Pettersson lebt in Frankfurt am Main. Von 2009 bis 2015 studierte sie Bildende Kunst an der Städelschule. Seitdem hat sie ihr eigenes Atelier und arbeitet in den Bereichen Installation, Skulptur, Sound und Performance. Ihre Arbeiten bauen auf narrativen Strukturen auf, indem sie entweder auf bereits bestehende Geschichten zurückgreift oder diese selbst erfindet.

Kristin Reiman arbeitet mit dem Begriff des Unbehagens, der Fehlfunktionen und der Wahrnehmungsverzerrung durch Klang, Sprache und Schrift. Ihre Arbeiten nehmen oft die Form von Hörspielen oder Nachahmungen größerer musikalischer Formen an, in denen eine oder mehrere Stimmen über triviale Probleme und zyklische Gedanken klagen. Reiman ist Absolventin der Städelschule und der Estnischen Akademie der Künste mit einem Zusatzstudium an der Königlichen Akademie der Künste Antwerpen. Zu ihren jüngsten Werken zählen die Chorstücke How to unfocus completely (2022, B15, Linz) und Artist’s Lament (2021, CEAAC, Straßburg) sowie mehrere Musikveröffentlichungen als Man Rei. Als Resident von Noods Radio betreibt Reiman eine zweimonatliche Radiosendung namens An Awkward Guest.

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Jan Wagner

„Notes from the Bay of Roaring Water“ (Notizen von der Bucht des Brüllenden Wassers) wurde von Jan Wagner nach seinem Aufenthalt in Glenkeen Garden geschrieben und entwickelte sich bei Spaziergängen in der Umgebung. Der Autor, der schon immer eine Vorliebe für Limericks hatte, fühlte sich auf seiner Reise durch Irland besonders dazu verleitet, diese selbst zu verfassen. Erinnerungen an die ausgedehnte Reise wurden in den Text einge woben und vermitteln ein breiteres Panorama von Irland, mit Fokus auf die Roaringwater Bay.

Jan Wagner lebt als Lyriker, Übersetzer englischer Lyrik und Essayist in Berlin. Neben Gedichtbänden – darunter Regentonnenvariationen (2014), Selbstporträt mit Bienenschwarm. Ausgewählte Gedichte (2016) sowie Steine & Erden (2023) (alle im Hanser Verlag Berlin) – veröffentlichte er die Essaysammlungen Die Sandale des Propheten (Berlin Verlag 2011), Der verschlossene Raum (Hanser Berlin 2016) und Der glückliche Augenblick (Hanser Berlin 2021). Er erhielt u.a. den Preis der Leipziger Buchmesse (2015) und den Georg-Büchner-Preis (2017).

DIE KÜNSTLER:INNEN DER RESIDENCY 4 – FRÜHLING 2023

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Yulia Carolin Kothe, Max Brück & Katerina Sidorova

Während ihres Aufenthalts in Irland erforschten die Künstler:innen Yulia Carolin Kothe, Katerina Sidorova und Max Brück unterschiedliche soziopolitische, mythologische und ökologische Aspekte des sumpfigen Moorgebiets „Wild Lands“ unweit von Glenkeen Garden. Vor Ort sammelten sie persönliche, historische wie mythische Geschichten über das Moor. In diesem Zusammenhang untersuchten sie den Herstellungsprozess sogenannter „Bog Butter“ — Moorbutter, die durch einen Fermentationsprozess entsteht, der durch das Versenken von Keramik- und Holzgefäßen in der sumpfigen Landschaft ausgelöst wird. Basierend auf ihrer Forschung, kreierten Kothe, Sidorova und Brück skulpturale Objekte, die den traditionellen „Bog Butter“-Gefäßen nachempfunden wurden. Eingelassen in einer installativen (Moor-)Landschaft, ertönen die Aufnahmen der Erzählungen aus den gefäßartigen Skulpturen. Die verschiedenen Schichten, die im Moorland selbst sowie in dem Mensch-Moor-Verhältnis angelegt sind, übertragen die Künstler:innen in eine mehrstimmige, multimediale Struktur mit offenen Pfaden, die zur eigenen Erkundung einlädt.

Yulia Carolin Kothe ist eine bildende Künstlerin, die in Glasgow und Frankfurt am Main lebt. Ihre Praxis bewegt sich zwischen Skulptur, Sound, Text, Installation und Performance, wobei sie häufig auf Archivmaterial, queer-feministische Theorie sowie persönliche und mündliche Geschichten zurückgreift. Die prozesshafte Ausrichtung ihrer Praxis löst sich von der Vorstellung eines singulären, abgeschlossenen Werks und führt zu ortsspezifischen und kontextabhängigen Präsentationsformen. Kothe hat ein Masterstudium an der Glasgow School of Art und der Kunsthochschule Mainz absolviert. Jüngste Arbeiten wurden im Kunstverein Bellevue-Saal, Wiesbaden (2024), David Dale Gallery, Glasgow (2023), Neuer Kunstverein Mittelrhein, Neuwied (2023), French Street, Glasgow (2023), Rosa Stern, München (2022), Atletika Gallery, Vilnius (2020) gezeigt.

Max Brück wuchs in einem kleinen Dorf in Hessen auf. Er studierte im Fachbereich Kunst der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main und an der Akademie der schönen Künste in Warschau. Nach seinem Abschluss im Jahr 2019 erhielt er das Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds Bonn und den Förderpreis der Frankfurter Künstlerhilfe. 2022 erhielt er das Reisestipendium der Hessischen Kulturstiftung, mit dem er Industrieorte in Polen bereiste. Brück ist seit 2023 künstlerischer Mitarbeiter im Lehrgebiet der Experimentellen, Raumkonzepte an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach. Max Brück beschäftigt sich mit persönlicher und ortsbezogener Erinnerung. Seine Arbeiten wurden kürzlich an verschiedenen. Orten präsentiert: Rondo Sztuki (Katowice), Frankfurter Kunstverein (Frankfurt am Main), Berlin Art Week (Berlin) und Bistro 21 (Leipzig).

Katerina Sidorova ist eine in Den Haag lebende bildende Künstlerin und Forscherin. Sie arbeitet mit Installationen, Performances und Text und beschäftigt sich mit den verschiedenen Facetten von Sterblichkeit und Nekropolitik. Sie erwarb einen BFA an der Königlichen Akademie der Künste in Den Haag und an der Staatlichen Pädagogischen Universität Jaroslawl, Russland, einen MFA an der Glasgow School of Art und einen Doktortitel an der philo sophischen Fakultät der Staatlichen Pädagogischen Universität Jaroslawl. Zu den jüngsten Gruppenausstellungen gehören Bottleneck bei West, Den Haag, As a Pile of Ash in der 16 Nicholson Street, Glasgow und Gläserner Mensch bei Dürst Britt und Mayhew, Den Haag. Ihre neuesten Veröffentlichungen sind Martyrdom Body State Manifesting Power (2020) und The Game of Knives (2022).

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STRWÜÜ — Jo Wanneng & Lukas Fütterer

Mit ihren speziesübergreifenden Organismen bricht das Künstler:innenduo STRWÜÜ mit den vermeintlich geradlinigen Grenzen zwischen lebendigen und leblosen Subjekten und bringt damit die dualistische Vorstellungen von Natur und Kultur, Mensch und Technik ins Wanken. Der Protagonist ihrer neuesten Arbeit ist ein Findling aus Glenkeen Garden. Als einer von zahlreichen Felsbrocken prägte und strukturierte er die irische Landschaft. Im Zuge der menschlichen Aneignung und Kultivierung des Bodens wurden Steine dieser Art an Feldrändern zu ab- und eingrenzenden Mauern getürmt. Seit Jahrhunderten markieren sie ebenfalls privatisiertes Land oder Nationalstaaten — Grenzarchitekturen, die ähnlich wie Biomembranen funktionieren. Beides sind semipermeable Filter, die nur bestimmten Substanzen oder Subjekten Einlass gewähren. Heute bedarf es komplexerer Systeme: Satelliten, die den allumfassenden Blick von ganz oben erlauben. Die robotischen Arme spüren diese jedoch auf und versteinern in dem Moment, in dem sie selbst sichtbar werden. Sie verweigern die Beobachtung. Sobald die robotischen Arme wieder außerhalb des Satellitenblickfeldes sind, führen sie das Kratzen auf der Oberfläche des Findlings fort.

STRWÜÜ (Jo Wanneng und Lukas Fütterer) ist ein 2014 gegründetes Künstler:innenduo. Sie kidnappten eine Pflanze, aßen für einen Stopmotionfilm und performten zusammen mit einer Riesenseerose in einem Wasserbecken. Sie produzierten unhörbare Klangobjekte, versuchten sich zeitgleich wechselseitig als Marionetten zu führen und legten ziemlich lange einen Stock auf einem Papier ein kleines Stückchen weiter. Sie schichteten Tiere zu sich immer weiter erneuernden Mustern, versahen alte Drucker mit Prothesen und ließen Taubenflöten in einer riesigen Halle kreisen. Sie verknüpften Schnüre, um Klänge zu formen, überbrückten Zeit, um Raum zu generieren, begleiteten Industriebauten beim Oszillieren und zwangen Luft, zu tanzen. Sie beraubten Ventilatoren ihrer kühlenden Wirkung, kochten Harz, um Reibung zu erzeugen, und versenkten ein Myzel in Klagen. Sie löteten tagelang ritualhaft eine tieffrequente Schar und nutzten gefangenen Wind, um dir die Wahl zu nehmen.

DIE KÜNSTLER:INNEN DER RESIDENCY 5 – HERBST 2023

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Doireann O’Malley & Elisa T. Bertuzzo

Doireann O‘Malleys Arbeit kombiniert filmische Bilder, ethnografische Aufnahmen und Community Engagement in West Cork, in der Gegend um Glenkeen und auf der Insel Clare zu einer komplexen Reflexion über das heutige ländliche Irland. Der mehrteilige Film verbindet reale und spekulative Gespräche mit verschiedenen Akteuren – Tieren, Aktivist:innen, Dichter:innen, Landwirt:innen und Mitgliedern des O‘Malley-Clans, darunter O‘Malleys jüngeres Ich, ihre Großmutter sowie eine Vorfahrin, die „Piratenkönigin“ Grainne Mhaol. Die durch Drohnenaufnahmen und filmische Beobachtungen eingefangene irische Landschaft fungiert als Portal zu vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Erfahrungen und offenbart verdrängte odermverlorene Geschichten.

Eine biografische und biopolitische Ebene thematisiert die Komplexit.t des „Nach-Hause-Kommens“ und das Gefühl, in seinem Körper, seiner Familie oder seinem Land nicht „zu Hause“ zu sein. O‘Malley kritisiert die Vereinfachung der trans*-Identität und die westliche Trennung von Körper und Selbst und verweist darauf, dass wahre Zugehörigkeit die Erforschung fließender, gesellschaftlich geprägter Geschlechtsidentiäten beinhaltet.

Doireann O’Malley lebt und arbeitet in Berlin und nomadisch in Irland. O’Malley wendet bewegtes Bild, Film – digital und analog –, CGI, 3D und VR als Werkzeuge zur Erforschung der Bedingungen von Embodiment und der Beziehung zu Zeit, Gender, Heilung, Gemeinschaft und nicht-menschlicher Verwandtschaft an. Stilistisch lässt sich O’Malleys Verfahren, bei dem verschiedenste technologische Instrumente zur Beschwörung der wechselseitigen Beziehung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als schamanische Medien eingesetzt werden, durch den Begriff „Ancestral Futurism“ charakterisieren.

Elisa T. Bertuzzo ist Theoretikerin. Ihre Arbeit verbindet Diskurse der Environmental Humanities, der visuellen Anthropologie, der Migrationsstudien und der postkolonialen Studien und erprobt damit Tools zur Realisierung des feminstischen Projekts der Validierung von Praktiken der Fürsorge, von Gemeinschaftsökonomien sowie Epistemologien, die durch koloniale, extraktivistische und patriarchale Logiken unterdrückt werden. In ihrer Arbeit wendet sie ethnografische Methoden an, einschließlich Mapping, um die alltäglichen Facetten von Solidarität, Widerstand und Selbstorganisation zu untersuchen, insbesondere in Städten in Asien und Europa.

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Lorenzo Rebediani, Vera Scaccabarozzi, Luca Trevisani & Francesca Verga

Die Arbeit von Francesca Verga, Vera Saccabarozzi, Luca Trevisani und Lorenzo Rebediani geht auf ihre Erkundungen in Glenkeen Garden zurück, wo sie die Zone untersuchten, an der Meeres- und Land.kosysteme aufeinandertreffen. Dieser Übergangsbereich, der als Ökoton bekannt ist, existiert in einer ganz eigenen zeitlichen und räumlichen Realität, die die herkömmlichen Vorstellungen von Raum und Zeit übersteigt und messbare Entfernungen und Intervalle auslöscht. In West Cork ist dieser Raum durch einen glatten, feuchten Algenteppich gekennzeichnet, der zum Mittelpunkt ihrer Arbeit wurde. Die Künstler:innen sammelten, trockneten und fotografierten die Algen und druckten sie auf große Stoffstücke. Die Algen und andere Ökoton-Bewohner:innen wurden in einer ironischen und kontra-intuitiven Geste, die westliche wissenschaftliche Paradigmen in Frage stellt, wie Exemplare in einem Herbarium plattgedrückt.

Lorenzo Rebediani und Vera Scaccabarozzi sind Landschaftsarchitekt:innen. Gemeinsam gründeten sie 2018 das Büro Rebediani Scaccabarozzi Landscapes Milano. Das Studio arbeitet zur komplexen Verflechtung der Prozesse, die eine Landschaft definieren. Ihre Gärten haben den Anspruch, lebendige Systeme zu sein, die mit den Menschen, die sie bewohnen, wachsen und sich weiterentwickeln. Sie arbeiten mit internationalen Architekturbüros zusammen und sind Dozent:innen an Universitäten und Kultureinrichtungen. Ihre Projekte reichen von privaten Gärten über Gemeinschaftsräume und experimentelle Kulturprojekte bis hin zu Museumslandschaften.

Luca Trevisani ist bildender Künstler. Seine multidisziplinäre Praxis wurde international in Museen und Institutionen ausgestellt. Seine Forschung bewegt sich zwischen Bildhauerei und Video und überschreitet die Grenzen von Disziplinen wie Performance, Grafik, Design, Experimentalfilm und Architektur, in einem immerwährenden magnetischen und mutierenden Zustand. In seinen Arbeiten werden die historischen Merkmale der Bildhauerei infrage gestellt oder sogar untergraben, in einer unaufhörlichen Untersuchung der Materie und ihrer Erzählungen.

Francesca Verga arbeitet in den Bereichen Kuration, Management und Forschung in der bildenden sowie darstellenden Kunst. Derzeit ist sie künstlerische Co-Direktorin bei Ar/Ge Kunst, Kunstverein in Bolzano-Bozen, und Assistenzkuratorin des italienischen Pavillons (Venedig-Biennale, 2024). Sie hat einen Doktortitel in Kunst und Kultur an der Universität Amsterdam (2022). Mit einem Master-Abschluss in Museumsmanagement (Mailand, 2013) war sie als Hauptkoordinatorin für die Manifesta 12 (Palermo, 2018) und als kuratorische Koordinatorin für die Biennale Manifesta 13 (Marseille, 2020) tätig.

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Partner:innen

Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt | University College Cork, Environmental Research Institute, Cork | The Glucksman, Cork | Working Artists Studios, Ballydehob | Goethe-Institut Irland, Dublin

Ansprechpartner

Ben Livne Weitzman
Crespo Foundation