„Schiffe vor Anker, Autos auf Parkplätzen, aber ich bin diejenige, die kein Zuhause hat.“ Wie lassen sich Flucht, Exil und Heimatlosigkeit in Worte fassen? Mit dieser Frage richtete sich die diesjährige Trägerin des WORTMELDUNGEN Ulrike Crespo Literaturpreises 2022, Volha Hapeyeva, an junge Autor:innen, die sich literarisch mit einem aktuellen gesellschaftlichen Thema auseinandersetzen. Zu Beginn der Veranstaltung sprach Volha Hapeyeva mit Lara Sielmann über ihren eigenen Text zur Exilerfahrung und ihre Lektüre der nominierten Texte.
Der Förderpreis wurde zu gleichen Teilen für drei Texte verliehen, die sich mit einem oftmals persönlichen und direkten Blick auf das Fortgehen, Ankommen oder auch Fremdbleiben befassen. Die Juror:innen Maryam Aras, Martin Kordić und Jan Valk übergaben die Preise mit kurzen Laudationes auf die Preisträger:innen:
Juli Mahid Carly schreibt in seinem Text Tere Mere Beech Mein, keine Ahnung was das heißt von der Unmöglichkeit einer organischen Perspektive aus der westlichen Diaspora auf sein “Mutterland” Bangladesch und die eigene Existenz im Dazwischen.
In Marijam erzählt Irina Nekrasov ihre Familiengeschichte als Geschichte einer Namensverwandlung. Über drei Sprachen, zwei Länder und tausende Kilometer hinweg transformieren sich Gewissheiten zu Anekdoten und möglicherweise sogar zur Fiktion.
Jonë Zhitia zeigt in ihrem EssayNadryw | Sprache fühlen auf eindrucksvolle Weise, welche Paradoxien die Suche nach Heimat in der Sprache für eine Person bereithält, die ins Exil hineingeboren wird und zweisprachig aufwächst.
Im Rahmen der Lesenacht zur Preisverleihung lasen neben den drei Preisträger:innen die Shortlist-Autor:innen Nicole Collignon, Muri Darida, Julienne De Muirier, Sophia Merwald und Sophia Strasser aus ihren Texten.
Die Kulturjournalistin und Literaturkritikerin Lara Sielmann führte durch den Abend. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von Studierenden aus dem „Studiojahr Schauspiel“ der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt. Miguel Klein Medina, Arsalan Naimi, Miriam Schiweck und Anastasia Struzhak sangen, am Klavier begleitet von Günter Lehr, Lieder, die inhaltlich an das Thema des Abends anschlossen.
Die Texte der Preisträger:innen und die Jurybegründungen sind zu finden unter: www.wortmeldungen.org/foerderpreis/preistraegerinnen
Die Texte aller Autor:innen sind zu finden unter: https://www.wortmeldungen.org/foerderpreis/shortlist
Eine Veranstaltung der Crespo Foundation in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK) und dem Schauspiel Frankfurt. Präsentiert von hr2-kultur, Poesierausch und 54books.