open mike

Der seit 1993 veranstaltete open mike in Berlin ist der wichtigste Nachwuchswettbewerb für deutschsprachige Prosa und Lyrik. Die Förderung reicht mit Schreibwerkstätten und Netzwerkbildung weit über den Wettbewerb hinaus. Viele heute etablierte Autor*innen haben ihre Karriere hier begonnen, zum Beispiel:

  • Karen Duve (Longlist zum Deutschen Buchpreis 2008, open mike 1994),
  • Julia Franck (Deutscher Buchpreis 2007, open mike 1995),
  • Terézia Mora (Deutscher Buchpreis 2013, Ingeborg-Bachmann-Preis 1999,
    open mike 1997),
  • Tilman Rammstedt (Ingeborg-Bachmann-Preis 2008, open mike 2001),
  • Kathrin Röggla (stv. Vorsitzende Akademie der Künste, open mike 1993),
  • Jochen Schmidt (Buch für die Stadt Köln 2014, open mike 1999),
  • Ulf Stolterfoht (Preis der Literaturhäuser 2016, open mike 1994),
  • Judith Zander (Nominierung Deutscher Buchpreis 2010, open mike 2007),
  • Jenny Erpenbeck (Thomas-Mann-Preis 2016),
  • Thomas von Steinaecker (Kulturpreis Bayern 2015).

Bewerber*innen für den alljährlich von der Literaturwerkstatt Berlin ausgelobten und mit 7.500 Euro dotierten Wettbewerb dürfen nicht älter als 35 Jahre sein und noch kein eigenes Buch veröffentlicht haben. Nach dem Einsendeschluss im Juli wählen sechs Lektor*innen von renommierten Verlagen aus circa 700 anonymen Texten maximal 22 aus. Deren Urheber*innen werden im November zum Finalwochenende nach Berlin geladen. 

Das Finalwochenende beginnt schon freitags mit einem Workshop-Programm für die Autor*innen sowie mit Lesungen früherer Finalist*innen. Samstag und Sonntag wird dann im Heimathafen Neukölln vor Publikum der Wettbewerb ausgetragen. Höhepunkt sind für jeden*jede jungen*junge Literat*in oder Lyriker*in jene 15 Minuten, in denen für ihn*sie das Mikrophon geöffnet wird. Eine Viertelstunde Zeit, um Jury und Zuhörer vom eigenen Text zu überzeugen. Danach schrillt der Wecker.

Die Autoren-Jury kann bis zu drei Preisträger*innen bestimmen. Davon wird ein Preis zwingend für Lyrik vergeben. Hinzu kommt der Publikumspreis. Die Tageszeitung TAZ veröffentlicht anschließend den vom Publikum favorisierten Text. Nach der Auszeichnung gehen alle Gewinner*innen auf Lesereise und stellen sich in Frankfurt und Wien sowie in einer Literaturstadt der Schweiz mit Lesungen der literarischen Öffentlichkeit vor. Es ist möglicherweise der Anfang eines langen Wegs von der Berufung in den Beruf.

Für alle anderen Finalist*innen ist der Weg nicht zu Ende – wie auch die Beispiele von Jenny Erpenbaeck oder Thomas von Steinaecker belegen. Für sie gibt es nach dem open mike die Möglichkeit, kostenlos eine Schreib- oder Lyrikwerkstatt zu besuchen. Dabei werden sie von erfahrenen Autor*innen und Lektor*innen angeleitet.

Die Crespo Foundation hat den open mike von 2006 bis 2019 gefördert, was zu einem Ausbau des Förderangebots geführt hat. Neu sind unter anderem der Publikumspreis sowie die Reisen der Gewinner*innen in die Literaturstädte Deutschlands, Österreichs und der Schweiz.