
Kulturelle Bildungsprojekte werden vor allem in städtischen Ballungsräumen angeboten. Hier sind viele Kulturinstitutionen versammelt, viele Künstler:innen leben und arbeiten in den Städten und kommen dort unkompliziert mit Schulen und Schüler:innen in Kontakt. Anders sieht es im ländlichen Raum aus, wo Kulturangebote von Museen, Kinos oder Musikschulen dünner gesät sind und die Anfahrtswege für interessierte Schüler:innen lang werden.
Hier setzt die Crespo Foundation seit 2018 mit ihrem Artist-in-Residence-Format „Das fliegende Künstlerzimmer“an: Das fliegende Künstlerzimmer (FlieKü) ist ein rund 80 qm großes mobiles Atelier – entwickelt von den Architekten Prof. Nikolaus Hirsch und Prof. Dr. Michel Müller – das auf dem Schulhof einer Schule im ländlichen Raum „landet“ und in dem ein:e Künstler:in für ein bis zwei Jahre lebt und arbeitet. So kommen die Schüler:innen in unmittelbaren Kontakt mit kreativen Prozessen. Die Künstler:innen werden von der Crespo Foundation ausgewählt und erhalten ein Stipendium für ihre Arbeit an der Schule. Sie erproben mit den Schüler:innen und Lehrer:innen künstlerische Ansätze im curricularen Schulunterricht verschiedenster Fächer, aber auch in offenen Ateliersituationen. So wird das FlieKü zum kreativen Lern- und Lebensraum an der Schule.
Nach dem Piloten im Jahr 2018 wurden im Schuljahr 2021/22 bereits drei fliegende Künstlerzimmer an Schulen im ländlichen Hessen installiert. Seit dem Schuljahr 2022/2023 sind nun sechs mobile Ateliers an Schulen in im ländlichen Hessen „gelandet“. Von Juni bis September 2022 gastierte außerdem ein fliegendes Künstlerzimmer auf der internationalen Kunstausstellung documenta fifteen in Kassel. Für 100 Tage war das FlieKü Ort zur Reflektion und Erarbeitung neuer internationaler kultureller Bildungsansätze im Rahmen des Vermittlungsprogramms der documenta, „CAMP – Notes on Education“.
Im Frühjahr 2023 wird mit dem Format „Das fliegende Künstlerzimmer im Quartier“ zudem erstmals ein mobiles Wohnatelier in einem Stadtteil gastieren – auf dem Gravensteiner Platz in Frankfurt Preungesheim. Mit der „Landung“ im Quartier soll zukünftig aktive Stadtteilarbeit durch Künstler:innen im öffentlichen Raum im Austausch mit Kindern und Jugendlichen und den Bewohner:innen des Stadtteils angeregt werden. Gerade in den Stadtteilen mit weniger Kulturangebot sind Begegnungen mit Künstler:innen und kulturelle Teilhabe noch lange nicht selbstverständlich für alle Bewohner:innen.
> Zur Webseite von „Das fliegende Künstlerzimmer“
„Das fliegende Künstlerzimmer“ wird bei der Crespo Foundation betreut von Laura Kurtz: laura.kurtz@crespo-foundation.de
Das fliegende Künstlerzimmer an Schulen
Künstler:innen und Schulen im Schuljahr 2022/2023
„Das fliegende Künstlerzimmer“ ist seit Sommer 2022 mit sechs mobilen Künstlerateliers auf sechs Schulhöfen im ländlichen Raum in Hessen vertreten. Sechs Künstler:innen sind als Artists-in-Residence aktuell mit von der Partie: Christina Wildgrube wohnt und arbeitet seit dem Schuljahr 2021/2022 im fliegenden Künstlerzimmer an der Einhardschule in Seligenstadt, Eva Funk an der Verbundenen Haupt- und Realschule Lüdertalschule im Landkreis Fulda. In das fliegende Künstlerzimmer an der Verbundschule Selters/Brechen (ehemals Schule im Emsbachtal) ist 2022/23 Hassan Sheidaei eingezogen, an der Stadtschule Schlüchtern das Künstlerinnenduo g.a.d.o. und an der Mittelpunktschule Gadernheim Fabian Knöbl. Leander Ripchinsky hat im zweiten Schulhalbjahr 2022/2023 das fliegende Künstlerzimmer an der Adolf-Reichwein-Schule in Pohlheim übernommen.
Das Artist-in Residence-Stipendium
Das Stipendium richtet sich an Künstler:innen, die neben dem eigenen künstlerischen Schaffen erfahren sind in der kulturellen Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen an Schulen. Das Stipendium beinhaltet die Nutzung des Wohn-Ateliers „Das fliegende Künstlerzimmer“ und ist mit einem Lebenshaltungskostenzuschuss in Höhe von monatlich 2.500 Euro dotiert. Darüber hinaus erhält der:die Künstler:in einen Material- und Aufwendungszuschuss von jährlich 6.000 Euro für seine:ihre eigene Arbeit und die Zusammenarbeit mit den Schüler:innen.
Die Partner:innen
"Das fliegende Künstlerzimmer“ wird seit 2018 von der Crespo Foundation mit den Kooperationspartnern Hessischen Kultusministerium (HKM) und Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) umgesetzt. Im Schuljahr 2022/23 kooperiert die Crespo Foundation mit den Landkreisen Fulda, Limburg-Weilburg, Bergstraße, Gießen sowie dem Kreis Offenbach und dem Main-Kinzig Kreis. Das HKM unterstützt das Programm durch besondere Fortbildungsformate sowie eine Prozessbegleitung. Das HMWK unterstützt vier der sechs Stipendien in Höhe von monatlich 2.500 Euro, während die Crespo Foundation die weiteren Stipendien und Materialkosten übernimmt sowie die Prozessbegleitung und Öffentlichkeitsarbeit steuert. Die Landkreise sind für die Organisation vor Ort sowie die Übernahme der technischen Kosten verantwortlich.
Das fliegende Künstlerzimmer im Quartier
Das Quartier
Der nördlich gelegene Stadtteil Preungesheim zählt knapp 16.000 Einwohner:innen und besteht größtenteils aus Siedlungen. Mit einer überdurchschnittlichen hohen Kinderarmutsquote im Vergleich zur Gesamtstadt hat das Thema „Chancengleichheit“ einen hohen Stellenwert. Gemeinsam mit der Quartiersmanagerin, Angela Freiberg, wurde der Transfer des Programms entwickelt, um kulturelle Teilhabe niedrigschwellig und für einen ganzen Stadtteil, insbesondere von Armut betroffenen Kindern und Jugendlichen, zugänglich zu machen.
Das Artist-in-Residence-Stipendium
Der künstlerische Schwerpunkt liegt in Preungesheim auf Digitalität, Medien und Technologien und soll dazu beitragen, Digitalität als Kulturtechnik im Stadtteil zu verankern. Künstler:innen werden jeweils drei Monate lang zu Bewohner:innen auf Zeit und stoßen künstlerische Prozesse mit dem Stadtteil an und treiben daneben ihr eigenes künstlerisches Schaffen voran.
Die Partner:innen
Die Crespo Foundation kooperiert für „Das fliegende Künstlerzimmer im Quartier“ mit dem Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt, dem Quartiersmanagement Preungesheim im „Frankfurter Programm – Aktive Nachbarschaft“, das in Trägerschaft der Diakonie Frankfurt und Offenbach ist, der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung sowie dem NODE Verein zur Förderung digitaler Kultur e.V.
“Das fliegende Künstlerzimmer im Quartier” wird bei der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung betreut von Jana Weyer: jana.weyer@dkjs.de